Bürgerdialog zur Entwicklung der ehemaligen Robotron-Kantine

Bürgerdialog zur Entwicklung der ehemaligen Robotron-Kantine

Grafik: hpm / Einzelnachweise v.l.o.n.r.u.: hpm; APA; Landeshauptstadt Dresden; Bürgerdialog Zukunftsthemen (CC BY 2.0, flickr.com/photos/65374724@N04)

Die ehemalige Robotron-Kantine soll Leitprojekt der Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2025 werden. Dafür richten die hpm Henkel Projektmanagement GmbH und ALEXANDER POETZSCH ARCHITEKTEN am Freitag, den 8. November 2019 im Deutschen Hygiene-Museum einen Bürgerdialog aus.

Vorgeschichte der Robotron-Kantine

Errichtet wurde der für seine Zeit typische Pavillonbau zwischen 1969 und 1972 als Kantine des damaligen VEB Robotron. Zwei große Speisesäle boten Platz für bis zu 800 Gäste. Nicht nur Robotron-Betriebsangehörige und Schüler der benachbarten POS speisten dort, auch als Veranstaltungsort für verschiedene Kulturprogramme und Betriebsfeiern wurde die Kantine genutzt. Nach der Wiedervereinigung 1990 diente das Gebäude unter anderem als Diskothek, Probebühne, Yoga-Studio und Lagerraum, bis es Ende 2016 schließlich leer stand. Nachdem zwischenzeitlich der Abriss diskutiert wurde, setzten sich verschiedene Dresdner Akteure für den Erhalt des Gebäudes ein und erarbeiteten erste Nutzungsideen.

Leitprojekt der Bewerbung zur Kulturhauptstadt

Im Zuge der Bewerbung Dresdens um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“ kristallisierte sich die Robotron-Kantine als prädestiniertes Leitprojekt heraus: In dem markanten Gebäude zwischen Lingnerstadt und Deutschem Hygiene-Museum soll ein sogenannter „Dritter Ort“ entstehen, an dem sich Kultur und Wissenschaft, Kunst und Wirtschaft sowie Besucherinnen und Besucher begegnen und gemeinsam neue Formen von Kultur schaffen. Dafür beschloss der Stadtrat am 4. Juli 2019, die ehemalige Robotron-Kantine zu erwerben und ein Nutzungs- und Betreiberkonzept für das Gebäude erarbeiten zu lassen.

In der darauffolgenden öffentlichen Ausschreibung zur Erarbeitung des interdisziplinären Konzepts überzeugte die Bewerbung von hpm und APA als vielfältig kompetente und erfahrene Partnerschaft. Seitdem stehen wir in ständigem Austausch mit potentiellen Nutzern und Stakeholdern, moderieren und strukturieren Anforderungen und Ideen und arbeiten im Team an der Entwicklung eines Leitbildes für das Gebäude. Einen Meilenstein in diesem Prozess stellte zum Beispiel ein Experten-Workshop Anfang Oktober im Kulturrathaus dar. Über 50 Teilnehmer diskutierten dort nationale und internationale Vorbildprojekte und extrahierten Erkenntnisse für die Robotron-Kantine.

Experten-Workshop zur Robotron-Kantine, Foto: hpm Henkel Projektmanagement GmbH
Experten-Workshop zur Robotron-Kantine, Foto: hpm Henkel Projektmanagement GmbH

Beteiligung der Dresdner Bürger

Im Sinne der Bewerbungsstrategie für die Kulturhauptstadt sollen aber nicht nur die verschiedenen Nutzungsinteressenten berücksichtigt werden. Um dem Leitmotiv der Bewerbung „Neue Heimat Dresden 2025“ gerecht zu werden und die Stadt im gemeinsamen Dialog mit den Bürgern zu gestalten, konzipierten hpm und APA für die Landeshauptstadt einen Bürgerdialog. In Sichtweite der Robotron-Kantine sollen am 8. November 2019 ab 17 Uhr im Deutschen Hygiene-Museum Fragen und Ideen diskutiert, Anregungen gesammelt und Visionen entwickelt werden. Rahmen des Beteiligungsformates ist der Showroom, in dem vom 11. Oktober bis 15. Dezember 2019 im Deutschen Hygiene-Museum die gesamten Inhalte des Kulturhauptstadt-Bewerbungsbuches präsentiert und alle Kooperationspartner sowie Leitprojekte ausgestellt werden.

Eröffnet wird der Bürgerdialog durch Oberbürgermeister Dirk Hilbert, der einen Einblick in die Idee des Kulturhauptstadt-Leitprojekts geben wird. Dann erläutern unsere Experten für Baukultur und Stadtentwicklung die Rahmenbedingungen, um so eine gemeinsame Diskussionsgrundlage zu schaffen. Anschließend sind die Dresdenerinnen und Dresdener im interaktiven Format eines so genannten World Café eingeladen, an mehreren Tischen in Kleingruppen jeweils verschiedene Fragestellungen zu debattieren und ihre Ideen einzubringen. Geplant sind vier Leitfragen sowie ein offener Thementisch:

  1. Nutzung
    Gemäß Stadtratsbeschluss vom 4. Juli 2019 sollen das Kunsthaus Dresden sowie die Träger des Open Future Lab Hauptnutzer der ehemaligen Robotronkantine werden. Was könnte den Dresdnern an diesem öffentlichen Ort in Zukunft angeboten werden? Haben Sie Vorschläge für weitere, ergänzende Nutzer?
  1. Städtebauliche Einbindung
    Die inhaltliche und architektonische Ausrichtung soll einen Impuls für die Entwicklung des gesamten Stadtareals der Lingnerstadt leisten und in Beziehung zum stadträumlichen Umfeld stehen. Welche Ideen haben Sie für die Integration in den umgebenden, denkmalgeschützten Blüherpark, die in Planung befindlichen angrenzenden Stadtquartiere und wie könnte die Beziehung zum benachbarten Deutschen Hygienemuseum aussehen?
  1. Architektur
    Der um 1970 errichtete Bau gilt als Zeugnis der ostdeutschen Architekturmoderne und Industriekultur. Daher soll der maßgebliche architektonische Charakter des Gebäudes grundsätzlich erhalten bleiben.Wie wichtig ist Ihnen der Erhalt der Architektur der Robotronkantine? In welcher Form/welchem Umfang sollte die bestehende Architektur erhalten bleiben?
  1. Kooperation
    In der Robotronkantine sollen Synergien von zeitgenössischer Kunst, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft genutzt werden, um Visionen für die künftige Entwicklung unserer Stadt kreieren, ausprobieren und präsentieren zu können. Wie könnten Kunst und Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Technik neu verknüpft werden? Was fehlt Dresden in dieser Hinsicht?
  1. Ideenpool
    Welche Aspekte/Themen/Perspektiven möchten Sie noch einbringen?

Das Besondere des World Cafés ist, dass die Teilnehmer nach einem festgelegten Zeitrahmen von etwa 20 Minuten aufgefordert werden, den Tisch zu wechseln. Moderatoren in jeder Runde halten die Kernpunkte der Diskussion fest und stellen sie den „Neuankömmlingen“ kurz vor, bevor eine weitere Runde beginnt. So lernen die Teilnehmer andere Perspektiven und Gedanken kennen und können die Inhalte gemeinsam weiterentwickeln. Die gesammelten Erkenntnisse fließen schließlich in die Entwicklung des Nutzungs- und Betreiberkonzepts ein, das bis März 2020 im Amt für Hochbau und Immobilien ausgearbeitet wird.