hpm auf KulTour in Leipzig

Zum diesjährigen Teamevent haben wir uns auf KulTour in die zweitschönste Stadt Sachsens begeben: Von preisgekrönter Architektur über international angesehene Kunst, von idyllischer Natur bis hin zur zünftigen Brauhausküche hatte Leipzig einiges zu bieten.

Das Holzhaus Z8 in Leipzig-Lindenau

Nach klimaneutraler (und pünktlicher!) Anreise mit der Bahn war unsere erste Station am Freitag, den 7. Oktober 2022 das Holzhaus „Z8“ in Leipzig-Lindenau. Das fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshaus zwischen Zschocherscher Straße & Felsenkellerstraße wurde 2018 von der privaten Bauherrengemeinschaft Z8 GbR in Massivholzbauweise errichtet. Nur das Fundament und der Treppenhauskern mit Aufzugsschacht bestehen aus Stahlbeton. Architekt Dirk Stenzel vom „Atelier für strategische und nachhaltige Architektur“ (ASUNA) war Initiator und Planer des Bauvorhabens und führte uns persönlich durch das Objekt.

Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss befindet sich auf 430 Quadratmetern Fläche ein Geschäft für ergonomische Büroausstattungen. Die drei Etagen darüber enthalten vier Wohnungen mit Flächen von 120 bis 195 Quadratmetern. Mit fast 18 Metern Höhe fällt das Haus in die Gebäudeklasse 5 nach sächsischer Landesbauordnung. Daraus resultierten spezielle Brandschutzanforderungen, unter anderem mussten Träger und Stützen aus Brettschichtholz für eine ausreichende Abbrand-Rate um rund 60 mm stärker dimensioniert werden. Die Außenhaut des Gebäudes ist eine Nut- und Federfassade aus sibirischem Lärchenholz, ein mineralischer Vergrauungsanstrich soll für einen harmonischen Alterungs- und Vergrauungsprozess sorgen.

Errichtet wurde die Holzkonstruktion in nur fünf Wochen von vier Zimmerleuten, für Rohbau und Fassade wurden etwa 540 m³ Holz verbaut. Eine Wärmepumpenanlage, 20 Quadratmeter Sonnenkollektoren und wassergeführte Kamine in den Wohnungen versorgen das Gebäude mit Wärme und Kälte, Toiletten werden mit Brauchwasser aus der Regenwassernutzungsanlage gespült. Die Kosten beliefen sich auf 2,45 Millionen Euro. Neben weiteren Anerkennungen wurde das Holzhaus 2019 mit dem Sächsischen Staatspreis für Baukultur, dem Architekturpreis der Stadt Leipzig sowie dem dritten Preis beim KfW Award Bauen 2019 in der Kategorie Neubau ausgezeichnet.

Viele weitere spannende Details zum Projekt gibt es zum Beispiel bei der KfW oder beim dach+holzbau-Magazin.

Mittagessen unter der Niemeyer-Kugel (Niemeyer Sphere)

Nach einem abschließenden Teamfoto auf der Dachterrasse ging es mit der Straßenbahn zum etwa drei Kilometer entfernten Betriebsgelände des Kranbauers Kirow im Stadtteil Neulindenau. Architektur-Kennern ist der Weltmarktführer für Eisenbahndrehkrane vor allem deshalb ein Begriff, weil hier der letzte realisierte Entwurf des brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer (1907–2012) zu finden ist. Die „Niemeyer Sphere“ ist ein modernistisches Architekturelement in Form einer Kugel von fast zwölf Metern Durchmesser mit einer Hülle aus Beton und Glas, die an der Oberkante eines backsteinernen, denkmalgeschützten Industriegebäudes angebracht ist.

Die Außenhaut besteht aus einer 20 Zentimeter dicken Schale aus makellosem Weißbeton und zwei großen, harmonisch gerundet eingepassten Fensterbereichen. Diese bestehen aus insgesamt 144 dreieckigen Einzelscheiben, die bei Sonnenlicht gegen Blendung und Hitzeentwicklung einzeln oder auch in ihrer Gesamtheit binnen weniger Sekunden stufenlos und farbneutral abgedunkelt werden können. Die Innenräume für besondere Anlässe und Feiern sind lange im Voraus ausgebucht, daher begnügten wir uns mit einem Blick (und natürlich zahlreichen Fotos) von außen sowie dem ebenfalls empfehlenswerten Angebot der darunterliegenden Kirow-Kantine.

Die lesenswerte Geschichte und mehr Details zur Niemeyer Sphere findet sich zum Beispiel in der Onlineausgabe der Deutschen Bauzeitschrift.

From cotton to culture: Die Leipziger Baumwollspinnerei

Mit einem Verdauungsspaziergang erreichten wir wenig später unsere dritte Station: Auf dem 10 Hektar großen Werksgelände zwischen Spinnereistraße und Alter Salzstraße haben sich mehrere Galerien und eine Vielzahl an Künstlern niedergelassen. Unter fachkundiger Führung entdeckten wir, was von der Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen Fabrikstadt mit über 20 Produktionsgebäuden, Arbeiterwohnungen, Kindergärten und Erholungssiedlung erhalten geblieben ist. Bis 1989 arbeiteten hier bis zu 4.000 Menschen im Drei-Schicht-Betrieb. Die Geschichte ist geprägt von Gründungseuphorie und Kolonialwarengeschäften, harter Fabrikarbeit und modernem Unternehmertum, bis die Produktion nach der deutschen Wiedervereinigung eingestellt wurde.

Parallel zur auslaufenden industriellen Nutzung siedelten sich ab den frühen 1990er Jahren Handwerker, Freiberufler und vor allem Künstler auf der Suche nach bezahlbaren und atmosphärischen Arbeitsräumen auf dem Areal an. Viele Künstler, die der sogenannten „Neuen Leipziger Schule“ zugerechnet werden, waren die Pioniere dieser Revitalisierung. Inzwischen sind über die Hälfte aller Flächen wieder vermietet. Auf dem Gelände haben sich zwölf Galerien und rund 100 Künstler niedergelassen, darunter z. B. Neo Rauch, Rosa Loy, Matthias Weischer, Jim Whiting, Rayk Goetze, Tilo Baumgärtel, Tom Fabritius, Hans Aichinger. Die Baumwollspinnerei ist aber nicht nur ein Kulturzentrum, hier finden sich auch Werkstätten, Architekten, Designer, Schmuck- und Modemacher, ein großer Künstlerbedarf, das LURU-Kino, die Theaterspielstätte „Residenz“, ein internationales Tanz- und Choreografiezentrum, Druckereien, und die gemeinnützige HALLE 14.

Von Leipzigs Wasserstraßen zur höchsten Aussicht

Nach so vielen Schritten war es Zeit für eine Pause – da kam die geplante Bootstour durch Leipzigs Wasserstraßen gerade recht. Vom Lindenauer Hafen mit Blick auf das neue Stadtquartier mit 470 Wohnungen fuhren wir durch die Luisenbrücke auf den Karl-Heine-Kanal, vorbei unter anderem an der Helmholtzschule und der Philippuskirche, durch König-Albert- und König-Johann-Brücke, vorbei am Riverboat-Kulturhafen auf die Weiße Elster. Nach einem Abstecher Richtung Süden entlang der „Riverhouses“ und des Kleingartenvereins „Elster Idyll“ wendeten wir an der Antonienstraße und fuhren nördlich am Elsterwehr vorbei bis in den Stadthafen. Bei strahlendem Sonnenschein genossen wir die grüne Idylle, stießen auf einen tollen Tag an und konnten sogar ein Nutria beobachten.

Vom Stadthafen ging es anschließend zum Panorama Tower am südwestlichen Rand des Augustusplatzes. Das Hochhaus mit 34 Etagen wird auch als City-Hochhaus, Uniriese oder Weißheitszahn bezeichnet und wurde 1972 nach den Entwürfen des Architekten Herrmann Henselmann gebaut, der unter anderem auch als Architekt des Berliner Fernsehturms internationale Beachtung fand. Heute ist es ein Wahrzeichen der Stadt und mit 142,5 Metern das höchste Gebäude Leipzigs. Von der Aussichtsplattform hatten wir einen phantastischen Blick über die Skyline der Messestadt und weit über die Stadtgrenzen hinaus. Mit fachkundiger Führung und bei einem Glas Sekt lernten wir viel über die Geschichte des Hochhauses und der Stadt.

Den Abschluss des Tages bildete ein zünftiges Abendessen im historischen Ratskeller. Wir danken all unseren Gastgebern sowie den OrganisatorInnen in unserem Team für den lehrreichen und rundum gelungenen Tag.

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