Auf der Tiergartenstraße im Dresdner Stadtteil Strehlen soll das unter Denkmalschutz stehende Bischof-Wienken-Haus für eine zukünftige Büronutzung saniert werden. Das Bistum Dresden-Meißen hat die hpm Henkel Projektmanagement GmbH mit der Projektsteuerung beauftragt. Der Projektentscheidung gehen umfangreiche Untersuchungen, eine Rentabilitätsberechnung und die Entwurfsplanung voraus.
Über das Bischof-Wienken-Haus
Die zweigeschossige Villa wurde Ende der 1920er Jahre von Albin Müller entworfen und zunächst als „Haus Wolf“ bezeichnet. Seinen heutigen Namen erhielt das Gebäude nach Heinrich Wienken (1883–1961), der zwischen 1951 und 1957 Bischof des Bistums Meißen war. Er ließ in dem ursprünglich als Wohnhaus konzipierten Objekt ein kirchliches Schulungszentrum einrichten. Nach 1990 wurde es renoviert und beherbergte zwischenzeitlich Dienststellen des Bistums Dresden-Meißen sowie Sozialprojekte für Frauen in Not. Unter anderem waren von 2006 bis 2016 die Missionsschwestern des heiligen Petrus Claver hier tätig, dem auch die im Haus befindliche Kapelle geweiht war.
Die Villa ist vom Neuen Bauen geprägt und in klassischem Grundriss erbaut: Alle Zimmer sind entlang einer Mittelachse angeordnet, diese führt von der Eingangstür zur Terrasse. Im Erdgeschoss befindet sich ein Portikus bestehend aus sechs Pylonen, die den Haupteingang schmücken. Im ersten Obergeschoss werden die fünf Fenster von einem Putzband zusammengefasst. Auf dem zweigeschossigen Bau wurde ein Dachgeschoss mit auskragendem Flachdach aufgesetzt. Das Dachgeschoss ist vom übrigen Bau jedoch zurückgesetzt, ähnlich einem Stufenturm.
Sanierung als Bürofläche und Neubau für Privatwohnungen
Derzeit steht das Objekt leer und soll nicht für kirchliche Vorhaben weitergenutzt werden. Aus diesem Grund plant das Bistum die Revitalisierung der Villa zum Zwecke der Gewerbenutzung sowie die Errichtung eines Neubaus zur Wohnnutzung im rückwärtigen Teil des Grundstücks. Die sehr gute Lage – lärmgemindert in der 2. Reihe, in direkter Nähe zum Großen Garten, mit günstiger Nahverkehrsanbindung – bietet sich hierfür an. Derzeit befindet sich im rückwärtigen Garten ein massiv errichteter, barackenartiger Flachbau in U-Form, der abgerissen wird.
Umfangreiche Denkmalschutz-Gutachten
Für eine fundierte Beurteilung legte das Bistum Dresden-Meißen besonderen Wert auf die historische Aufarbeitung des Gebäudes. Deshalb wurden Experten mit einer denkmalpflegerisch-restauratorischen Erfassung sowie der Erstellung eines Maßnahmenkonzepts für das Gebäude beauftragt. Wichtiger Bestandteil der Untersuchung war die Ermittlung der Erstfarbigkeit von baugebundenen Putz-, Stuck-, Metall- und Holzelementen des Raumes im Hinblick auf deren Restaurierbarkeit und teils projektierte Wiederherstellung. Dafür wurden nicht nur Bauteilbereiche geöffnet und analysiert, sondern auch Recherchen getätigt und Archivunterlagen gesichtet.
„Das gesamte Ensemble war als Gesamtkunstwerk angelegt und weist noch heute ein auffallend hohes Maß an Bauzeitbefunden auf. Daneben gibt es wichtige historische Dokumente, die neben detaillierten Informationen zur Architektur genaue Angaben zur Möblierung und Ausstattung der Räumlichkeiten überliefern. Zudem sind einige der Ausstattungsgegenstände von Haus Wolf in privaten und öffentlichen Sammlungen bekannt, die ein herausragendes Zeugnis von dem Gesamtkunstwerk liefern. Mit seiner ausgeprägten reduzierten „Bauhausform“ steht das „Haus Wolf“ als solitäres Gesamtkunstwerk in herausragender Stellung für diese Stilepoche in Dresden und ist gleichzeitig ein einmaliges Architekturbeispiel für die Auseinandersetzung Albin Müllers mit der Neuen Sachlichkeit.“
Auszug aus dem denkmalpflegerisch-restauratorischen Gutachten
Aktuell befindet sich das Projekt in der Leistungsphase 4, der Bauantrag wurde eingereicht. Parallel findet die Ausführungsplanung statt. Die Ausschreibung und Vergabe ist für Mitte des Jahres vorgesehen.